Vor nicht allzu langer Zeit hörte ich in einem Podcast folgende Aussage: Die Worte haben ihre Unschuld verloren. Und hier kann ich nicht anders, als instinktiv zustimmen. Im Podcast ging es vor allem um Worte wie Solidarität und Nächstenliebe, Wahrheit und ähnliches. Mir fiel jedoch sofort das Wort Respekt ein. Dieses Wort, mit dem so ziemlich jeder heutzutage bei allen sich bietenden Gelegenheiten um sich wirft. Ja, wirklich jeder fordert dieses Konzept für sich ein - zugegebenermaßen auch ich. Allerdings kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass kaum jemand wirklich darüber nachdenkt, was dieses merkwürdige Gebilde Respekt eigentlich ist.
Bevor ich mich damit auseinandersetze, was Respekt gegenwärtig für mich bedeutet, würde ich gerne beschreiben, in welchen Situationen und von welchen Menschen mir dieses Wort um die Ohren gehauen wurde, oder ich sie anderen um die Ohren schlug. Vielleicht wird dadurch deutlich, warum ich den Eindruck habe, dass sich landläufig kaum jemand über die Bedeutung dieses Wortes im Klaren ist.
Es ist mehr als 20 Jahre her, als ich selbst lauthals schreiend während des jährlichen Christopher Street Days durch die Straßen von Köln lief. Der Slogan: Liebe verdient Respekt. Ich befand mich zu dieser Zeit in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung und feierte meine Art zu leben. Nun muss ich zugeben, dass ich nicht ein einziges Mal von irgendjemandem für meinen Lebensentwurf diskriminiert wurde. Das mag an der Stadt an sich liegen, die mitunter als Hochburg der Schwulen und Lesben, Bisexuellen und Transvestiten, Transsexuellen und dem ganzen Rest gilt. Als bayrisches Landei erlebte ich eine nie gekannte Freiheit, genoss meine Andersartigkeit und brüllte sie von Herzen gerne dem Rest der Welt ins Gesicht. Ich fühlte mich großartig in meiner Andersartigkeit und durchaus auch erhaben über diejenigen, die ich als dumme, einfältige Normalos titulierte. Ich fühlte mich als die Bessere, Vorurteilsfreie und forderte Respekt. Als gute Katholikin wurde mir schließlich eingebläut, dass Jesus alle liebte. Wer nun denken mag, dass mir aus der bayrischen Heimat Respektlosigkeit entgegenschlug, den muss ich leider enttäuschen. Nein, niemand behandelte mich respektlos oder verachtete mich, verurteilte oder erniedrigte mich. Wenn überhaupt schlug mir Irritation und Unsicherheit entgegen, gelegentlich Unglaube oder Belustigung. Das war es auch schon. Und weh tat es auch nicht. Grundsätzlich galt: Meine Entscheidung wurde respektiert. Und dennoch hatte ich das Bedürfnis weiter zu schreien. Ich ließ mich mitziehen, von einem Sog, der letztendlich verhaftet war in einer Zeit, in der sexuelle Wahlfreiheit nicht möglich, krankhaft und/oder strafbar war. Was wollte ich eigentlich erreichen, damals, frage ich mich heute. Letztendlich muss ich feststellen, dass ich mich abheben wollte. Ich wollte mehr sein als Helga und Otto von nebenan. Und ich wollte gesehen werden. Eigentlich ging es nicht darum, dass respektiert wurde wen ich liebe – ich wollte, dass sich andere ihres Platzes bewusst werden – und der war – unter mir, denn ich hatte mich emanzipiert. Der große Rest der Welt hing hinterher. Dabei möchte ich anmerken, dass ich nicht weiß, wie viele Menschen ob ihrer sexuellen Orientierung Schwierigkeiten in ihrem Alltag hatten oder noch haben. Hass und Verfolgung mögen stattfinden, auch in unserem Land. Ich will das weder verharmlosen noch negieren. Ich habe dies jedoch nie erlebt. Das Brüllen meinerseits war demnach nicht nötig und diente nur meinem dicken Ego, dass sich stolz in den Vordergrund spielte. So einfach ist das!
Dazu habe ich heute noch ein ganz anderes Problem mit dem Slogan, den ich damals so hochmütig vor mir hertrug. Das Problem hängt nicht nur an der Bedeutung Respekt, sondern auch am Wort Liebe. Welche Liebe meinte ich damals? Was verstand ich denn schon von Liebe mit Anfang 20? Heute muss ich eingestehen, dass es rein um Sexualität ging. Sicher, Sexualität und Liebe können gemeinsam auftreten. Wenn das geschieht, ist es ein Geschenk. Und wenn diese beiden Dinge zusammen kommen, ist es etwas Wunderbares. Ich habe im Laufe der letzten 20 Jahre jedoch erkannt, dass das, was ich vor 20 Jahren Liebe nannte, sich mehr auf der körperlichen denn auf einer geistig seelischen Ebene abspielte. Nun gut, auch das verdient Respekt, wenn man so möchte, aber eine Reduktion bedeutet es heute in meinen Augen dennoch. Was die Allgemeinheit bezweckte, weiß ich nicht. Ging es wirklich um echte Liebe? Wenn ich daran denke, wie so ein CSD abläuft, mit barbusigen Weibern und nackten Männerhintern in der Öffentlichkeit, bin ich da nicht so sicher. Wofür also wollten wir Respekt? Und wen haben wir mit unserem Handeln dabei nicht respektiert? Ich kann verstehen, wenn manch einer sich angewidert abwendet. Aber ich schweife ab. Mich dem Thema Liebe zu nähern muss warten – es ist immerhin noch komplexer als Respekt (auch wenn ich die Verbindung sehe – aber dabei werden die Knoten im Hirn noch dicker).
Auch in meinem Berufsleben wurde ich oft mit diesem polymorphen Gebilde Respekt konfrontiert. Natürlich, was denn sonst, mag der Leser denken, denn, wo Menschen miteinander leben und arbeiten, da muss schon Respekt herrschen. Nun ist mein Arbeitsplatz eine Schule, und um den Respekt unter Erwachsenen geht es hier nicht – auch wenn der mitunter mehr als zu wünschen übrig lässt. Wie es an anderen Schulen zugeht, kann ich nur aus Erzählungen erahnen, doch die Situation meines Arbeitsplatzes zwischen 2013 und 2022 kann ich nur als unterirdisch bezeichnen. Aber es geht mir in diesem Gedankenexperiment gar nicht um die Kollegen oder Leitung, es geht um die Kinder, mit denen ich dort zu tun hatte. Ich werde versuchen, so klar wie möglich und dennoch so kurz wie es eben geht, zu beschreiben, was wahrscheinlich nicht nur an dieser Schule sich täglich ereignet.
Wie schon mehrfach erwähnt, verlangt heutzutage jeder Respekt. Und das ist auch gut so. Die Frage ist lediglich, was jemand unter Respekt versteht. Das ist so eine Sache, wie ich selbst erleben konnte. Während es in meiner Kindheit noch so war, dass wir als Kinder den Erwachsenen, und mehr noch, als Schüler den Lehrern gegenüber unbedingten Respekt entgegenbringen sollten, auf der anderen Seite diesen Respekt uns selbst gegenüber einzufordern nicht das Recht hatten, sieht die Sachlage heute anders aus. Lauthals fordern junge Menschen heute Respekt an jeder Ecke. Nein, das ist nicht falsch, sondern gerade richtig. Und dennoch hat mich diese Forderung mehr als einmal im Klassenzimmer irritiert. Ich verstand einfach nicht, was diese jungen Menschen da einforderten, weil ich Menschen grundsätzlich auf einer gleichen Ebene behandle.[1]
Ich möchte versuchen, eine Situation, in der dies gefordert wurde exemplarisch zu beschreiben, um meine Verwirrung deutlich zu machen. Etwas muss ich dazu ausholen.
Ich ergriff den Beruf der Lehrerin gerade weil ich die Dinge, die mir während meiner Schulzeit widerfuhren nicht mehr tolerieren wollte. Nicht alles an meiner Schulzeit war eine Katastrophe, doch der Wunsch, dass die Dinge sich zum Guten veränderten, war die größte Motivation, diesen Beruf zu ergreifen. Ich wollte verhindern, dass Schüler vorgeführt, bloßgestellt und gedemütigt werden konnten. Keiner sollte erniedrigt werden können von den Menschen, die sich da Pädagogen schimpften und ohne Rücksicht Seelen verletzen durften. Niemals sollte das mehr geschehen dürfen. Ich wollte meinen mir anvertrauten Kindern auf Augenhöhe begegnen, sie ernst nehmen, sie als ganze und fertige Menschen sehen und nicht als dumme, unfertige Wesen, die „erstmal dort hin riechen müssen, wo ein Erwachsener hingeschissen hatte“. Man möge mir die Ausdrucksweise vergeben, aber genau dies ist die Denkweise, die mir bisher noch an jeder Bildungseinrichtung an fast jeder Ecke entgegenschlug. Nicht immer so plastisch, aber der Gedanke dahinter ist es fast immer, wenn man nur ehrlich genug ist. Auch in meinem Studium lernte ich, dass Schüler niemals beschämt werden dürfen, dass daher Dinge wie ‚in die Ecke stellen‘, ‚vor der Klasse abfragen‘, ‚Schüler vor anderen herunterputzen‘ oder sie laut als ‚dumm, faul oder beides zu beschimpfen‘ ein absolutes NO GO seien. Ich lernte, dass wir als Lehrer die Kinder zu respektieren hätten, dass wir Fehler nicht nur zugeben müssen, sondern uns auch dafür zu entschuldigen hätten. Welch Vorbild wären wir denn sonst. Nun ist mein Problem nicht, dass ich nicht bereit wäre, all dies zu tun. Ich habe auch keine Schwierigkeiten damit, wenn Schüler es manchmal am Respekt gegenüber Erwachsenen mangeln lassen. Es ist schon ein wenig ihr Recht als noch junge Menschen, nicht immer erwartungskonform zu handeln. Also, alles ok.
Warum also wähle ich meinen Arbeitsplatz Schule, wenn ich über Respekt sprechen will? Nun, meist hatten weder Schüler noch Lehrer wirklich begriffen, was es denn nun mit diesem Respekt auf sich hatte. Jeder forderte Respekt vom anderen, ohne sich überhaupt je Gedanken darüber gemacht zu haben, was Respekt bedeutet und welche Konsequenzen dieses Verständnis mit sich bringt, oder dachte auch nur im Mindesten darüber nach, dass eine Forderung nach Respekt ohne die Bereitschaft selbst zu respektieren ganz sicher nicht zum Ziel führen würde. Was auch immer dieses Ziel dann sein würde.
Wie das nun mal an Regelschulen in diesem Land so läuft, bereitet die Lehrkraft den Inhalt der Stunde vor. Man gibt sich größte Mühe in der Vorbereitung, denkt darüber nach, was den Kinder gefallen würde, was sie weder über- noch unterfordern würde. Man zerbricht sich den Kopf darüber, wie Langeweile vermieden werden kann, der Unterricht lebendig und vielleicht sogar lustig werden kann. Und dann… man beginnt die Stunde und nach spätestens 10 Minuten blickt man in lange Gesichter. Das heißt, falls man die Gesichter noch sehen kann, denn mitunter liegt der Kopf auf dem Tisch und der Schüler schläft. Arbeitsblätter, die man in liebvoller Kleinstarbeit bis nach Mitternacht erstellte, werden zu Papierflieger umgestaltet, die dann durchs Klassenzimmer oder sogar aus dem Fenster geflogen werden, wenn sie nicht lieblos zerrissen und auf dem Boden zertreten am Ende einer Stunde im Müll landen, nur damit man in der nächsten Stunde behaupten kann, man hätte NIE ein Blatt bekommen. So oft fühlte ich mich sowas von nicht respektiert durch dieses Verhalten. Aber nun gut. Als Teil des Bildungssystems, das den jungen Menschen im Prinzip schon morgens den Tag versaut, kann ich dieses Verhalten verstehen, verletzend ist es dennoch. Die Zeit, Mühe und durchaus auch Liebe, die ich in meinen Unterricht investierte so mit Füßen getreten zu sehen, machte mir durchaus zu schaffen. So ist es sicher auch verständlich, wenn einer Lehrkraft hin und wieder mal eine Sicherung durchbrennt. Schließlich ist man ja auch nur ein Mensch mit Gefühlen und Grenzen. Da wird dann schon mal gebrüllt, auf den Tisch geschlagen oder mit schlechten Noten um sich geworfen. Dann tönt es aus den Schülermündern: RESPEKT!!! Und sie haben ja Recht. Sofort überfiel mich in solchen Situationen das schlechte Gewissen. Wieder hatte ich gegen besseres Wissen gehandelt. Ich verstand die Forderung meiner Schüler nach Respekt, einer Behandlung auf menschlicher Augenhöhe. Ja, ich verstand sie wirklich. Und ich entschuldigte mich für mein Verhalten. Jedes Mal. Und dennoch, was ich so oft vermisste, war der Respekt für mich und meine Arbeit. Ich fragte mich, ob sie mich sehen und meine Arbeit, meine Zeit und auch meine Liebe, die ich investierte. Ich glaube nicht, dass ich hier gesehen wurde. Nein, es geht mir hier nicht darum laut zu schreien: Hier bin ich, respektiert mich verdammt noch mal. Es geht mir an dieser Stelle darum zu erkennen, dass das Problem viel tiefer geht. Wir alle haben nicht verstanden, was Respekt eigentlich bedeutet und beharren doch ständig darauf, ihn von anderen zu erhalten.
Und noch viel dramatischer: Die Frage, was geschieht, wenn dieser Respekt wirklich auf beiden Seiten erfolgt, wurde eigentlich überhaupt niemals gestellt. Ist das nicht seltsam?
Wie würde denn so eine Gemeinschaft, eine Welt aussehen, in der sich jeder mit Respekt begegnet? Ist das eigentlich vorstellbar?
Nun, ich denke, dass man zunächst einmal darüber nachdenken muss, was dieser Begriff Respekt denn bedeutet. Weil ich ja so gern mit Worten spiele und dabei auch immer auf die Herkunft der Worte und deren ursprüngliche Bedeutung achte und nachdenke, will ich das an dieser Stelle nun mal offen tun. Wie gehe ich also vor. Zunächst sehe ich mir das Wort an: Respekt. Zwei Dinge fallen mir auf. Ich kenne das Wort ‚respect‘ aus dem Englischen, denke aber auch direkt an das Lateinische ‚spectare‘ und die Vorsilbe ‚re‘. Die Vorsilbe ist recht bekannt und auch sehr produktiv. Die Bedeutung ist ‚zurück‘ und ‚wieder‘, ‚erneut‘. Das Wort ‚spectare‘ aus dem Lateinischen hat eine ganze Reihe von Bedeutungen. Es ist nun sicher nicht ganz leicht, zu entscheiden, welche der Grundbedeutungen Einfluss auf das Wort Respekt hatte, dennoch habe ich meine Wahl getroffen. Es bleibt jedem selbst überlassen, ob er oder sie diese akzeptiert, oder die eigen trifft. Nun jedoch zu meiner Wahl. Die Hauptübersetzung des Verbs ist: schauen, blicken, hinsehen. Eine weitere und sehr ähnlich der ersten: ansehen, anschauen, betrachten. Des Weiteren gibt es Bedeutungen wie: prüfen, untersuchen, in Betracht ziehen. Ich tendiere tatsächlich dazu, das Verb zusammen mit der Vorsilbe ‚re‘ etwa so zu übersetzen: re-spectare – erneut hinsehen, wieder anschauen, noch einmal betrachten. Die Grundbedeutung des Wortes Respekt ist damit ein gleichsam zweimaliges Sehen des Anderen. Es reicht also nicht der erste flüchtige Blick, das erste Urteil über den anderen, um ihn wirklich zu sehen. Wahrer Respekt erwächst erst aus der erneuten Schau. Erst im zweiten, genauen Ansehen des Anderen erwächst die Erkenntnis des anderen und vielleicht dabei auch die Erkenntnis des Selbst. Eine Spiegelung des eigenen Selbst im Sein des Anderen. Erkennen wir, dass wir im Kontakt mit dem jeweils anderen immer nur die Spiegelung des Selbst sehen, uns gleichsam selbst erkennen, dann werden wir beim zweiten Schauen gar nicht anders können, als den Mitmenschen mit Respekt zu sehen und zu behandeln. Denn wer würde denn schon sich selbst mit Respektlosigkeit behandeln?
Wenn wir uns bewusst werden, dass Respekt nichts anders ist als den anderen wirklich anzusehen und sein tiefstes innerstes Sein erkennen, und dabei verstehen, dass dieser Mensch sich in nichts von unserem tiefsten innersten Sein unterscheidet, dann würde niemand mehr Respekt verlangen müssen, denn wir würden uns nicht vorstellen können, jemandem nicht mit der gleichen Liebe, Achtsamkeit und Ehrerweisung gegenüber zu treten, die wir für uns selbst wünschen. Das setzt natürlich voraus, dass wir uns selbst mit Respekt begegnen. Und auch hier sehe ich ein großes Problem, wird uns doch der Respekt vor unseren eigenen Bedürfnissen schon von klein auf aberzogen. Irgendwie gibt es doch immer jemanden oder etwas, das an einem zerrt – eine Erwartung von außen, die man zu erfüllen hat. In jeder Begegnung mit einem anderen Menschen treffen zwei Bedürfnisse aufeinander. Nicht immer sind diese die gleichen. Wenn wir uns aber dessen nicht bewusst sind, und weder die eigenen noch die Bedürfnisse des anderen wirklich wahrnehmen, wie soll das denn dann mit dem gegenseitigen Respekt funktionieren? Richtig – gar nicht. Damit ist Unfrieden vorprogrammiert – im eigenen Inneren und im Außen gleichermaßen. Und dann beginnt der Kampf um die eigne Bedürfnisbefriedigung, der Krieg und das Erreichen der eigenen Ziele, die nur erreicht werden können, wenn der andere geschlagen wird und seine Bedürfnisse mit Füßen getreten werden, da sie nichts mit den eigenen zu tun haben können. Wieder und wieder gehen wir Menschen davon aus, dass das Gegenüber anders ist als wir und durch sein AndersSein uns schaden möchte, um sich an uns zu bereichern. Dies ist unsere Erfahrung in unserer Gesellschaft heute, aber doch nur, weil wir nie verstanden haben, dass wir im Grunde alle das gleiche Bedürfnis haben. Das Bedürfnis nach Liebe, Anerkennung, Sicherheit, Selbstkompetenz, Autonomie und Begegnung. Die Erkenntnis dessen und die Annahme dessen, das wäre der wahre Respekt, das wahre zweimal Schauen und Erkennen unseres Selbst und das des anderen.
Respekt dem anderen gegenüber setzt voraus, dass ich mich zunächst selbst respektiere (mich zweimal genau ansehe und erkenne, wer ich bin und was ich brauche und dies annehme, was immer es auch sein mag). Bevor ich im Frieden mit der Welt da draußen sein kann, muss ich den Frieden zunächst in mir finden. Das bedeutet also, mich selbst so zu sehen und voll und ganz zu akzeptieren, wie ich in jedem Moment bin und voll Freude so anzunehmen, wenn es auch vielleicht nicht perfekt ist. Nur im vollen Respekt und der Annahme meiner Selbst bin ich in der Lage meinem Gegenüber den vollen Respekt zu zollen. Eigentlich ganz einfach oder? Nein, überhaupt nicht. Und ich gehe mindestens so oft fehl, wie die ganze Meute, die grundsätzlich immer dem gerade führenden Leithammel hinterher läuft. Selbsterkenntnis und Respekt vor sich selbst, egal womit man es zu tun hat, wenn man sich selbst sieht, ist ein langer Prozess.
Es kann also ganz leicht sein, in Frieden miteinander zu leben. Wir müssen nur uns und unsere Bedürfnisse sehen, ernstnehmen und ausdrücken und im anderen jeweils einen Spiegel unseres Selbst sehen. Denn grundsätzlich brauchen wir alle das Gleiche: die uneingeschränkte Annahme unseres SoSeins.
Aktuell wünschte ich mir, jemand würde dies unseren Bildungsverantwortlichen, Ministern, Firmenchefs, Kindern… ach was, einfach jedem … erzählen. Ich wünschte, jemand würde es schaffen, dass die Menschen dieser Welt, diese so einfache Wahrheit begriffen. Die Konsequenz wäre der sofortige Weltfrieden. Denn wozu nach Respekt vom anderen verlangen, wenn der Andere nur eine Spieglung des eigenen Selbst ist. Wir wären alle erstmal so sehr damit beschäftigt zu lernen, wie Respekt vor und für uns selbst aussieht, dass wir gar nicht dazu kämen, mit anderen einen Konflikt zu beginnen. Wenn wir diese Auseinandersetzung mit uns selbst denn nur dürften und wollten. Leider ist dies wenig erwünscht, denn, käme man am Ende bei sich selbst an, wäre es nicht mehr möglich, gegen andere aufgestachelt zu werden. Mit Aufwiegelung lässt sich aber vortrefflich die Macht für einige Wenige ausbauen und eine Menge Geld verdienen, im Bildungsapparat sowie auf globaler Ebene.
Das Spiel muss aber nicht mitgespielt werden. Auch das wäre ein Zeichen für Selbst-Respekt. Ich für meinen Teil, werde anfangen, mich selbst zu respektieren und dabei hoffentlich mehr echten Respekt für andere lernen können. Und es ist mir egal, wie lange es dauert, wie viele Fehler es auf dem Weg noch geben wird und ob es hin und wieder dadurch zu Blessuren kommt.
[1] Zugegebenermaßen ist das nicht immer so ganz einfach, denn das Regelsystem ist in einer Art angelegt, die jungen Menschen grundsätzlich den Respekt vor ihnen und ihren Bedürfnissen sowie basale Menschenrechte per Gesetz einschränkt. Wer mir nicht glaubt, sollte sich mit der Erklärung der Menschenrechte auseinandersetzten und diese im Vergleich mit unseren deutschen Schulgesetzen studieren und vergleichen.