Da hatte ich mich doch noch kürzlich so lang und breit darüber ausgelassen, wie schön es doch wäre, ein Hund zu sein. Und ich war auch ganz zufrieden mit meiner kleinen Abhandlung. Doch dann wurde mir klar, dass ich damit noch nicht fertig bin – sehr zum Leidwesen meines Ehemannes, der sich nicht ganz sicher war, ob und wie er meinen Essay kommentieren sollte... Aber - es gibt gute Neuigkeiten: Ich darf auch einen zweiten Essay schreiben. Nein, keine Konkurrenz, wurde mir versichert. Nun denn…
Ich hatte ja schon festgestellt, dass wir als Menschen nicht im Mindesten wissen können, was in einem Hund vorgeht – ich meine, wirklich vorgeht. Dies ist, so glaube ich, hinlänglich demonstriert worden. Nach wie vor halte ich es für eine dem Menschen eigene Hybris, zu behaupten, man könne alles bis ins kleinste Detail erforschen, wissen und verstehen, und all das dann auch noch in Worten festhalten. Man erinnere sich daran, was wirklich wichtig ist: Nase, Fell, Zähne!
Dass die Wissenschaft allerdings doch so einiges Wissen geschaffen hat, ist auch für mich unbestreitbar. Und sicherlich wissen wir daher auch so einiges über Hunde. Ich erinnere mich, dass ich vor vielen Jahren (da hatte ich noch gar keinen eigenen Hund) eine Dokumentation über die Hundenase und ihre Funktion gesehen habe. Was genau dieser Forscher da gemacht hat, weiß ich nicht mehr, aber er hatte eine Möglichkeit, die Riecheindrücke eines Hundes in Farben zu übersetzen. Welch eine Farbexplosion das war. Da waren gelbe Felder mit blauen Flecken, die sich mit grün, violett und rot vermischten. Die Riechzellen des Hundes leuchten also im kompletten Farbspektrum. Und mit komplett meine ich komplett, also auch jene Nuancen, die wir mit dem menschlichen Auge gar nicht mehr wahrnehmen. Man stelle sich vor, die menschliche Nase wäre zu einer solchen Leistung fähig. Wir würden wahrscheinlich ohnmächtig werden, ob der olfaktorischen Wucht, die da von unserem Hirn verarbeitet werden soll. Es würde wohl oder übel einen Kurzschluss geben - Rien ne va plus. Wenn schon ein Sinneseindruck uns so aus den Socken hauen würde, wie kommen wir darauf, einen Hund und sein Hund-Sein verstehen zu können? Über diese Selbsterhebung komme ich irgendwie nicht weg. Und diese Denkweise hört ja an dieser Stelle nicht auf. Wir glauben ja, dass wir irgendwie alles können. So machen wir, zumindest einige Wissenschaftler in wichtigen Kleidungsstücken, uns auf, das Leben, das doch schon so vielfältig und perfekt vor unseren Augen stattfindet, künstlich nachbauen zu wollen. Es wird einfach alles nachgeahmt – von Pflanzenstoffen, die wir für die Pharmazie mit anderen merkwürdigen chemischen Mitteln in ach so tolle Medikamente verwandeln, bis zur jetzt neu entwickelten künstlichen Gebärmutter, damit die armen Damen der Schöpfung ihre Figur nicht mehr ruinieren müssen, wir die Hebammen in die Arbeitslosigkeit schicken können und niemand mehr den Geburtsvorgang unter Schmerzen erleiden muss, oder unter Einfluss von Drogen (das ist Fakt, ich habe es erlebt). Nun, ich weiß, wie kritisch sich dies anhört. Sollte ich etwa vergessen haben, wie schwer, leidvoll und entbehrungsreich das Leben war, bevor wir all die tollen Medikamente und Maschinen erfunden haben? Natürlich nicht. Auch ich schätze die Technik und ihre Möglichkeiten zur Verbesserung der menschlichen Lebens. Allerdings, wohin hat sie uns letztendlich geführt? Nehmen wir zum Beispiel die Medizin. Es gab eine rasante Entwicklung von neuen Medikamenten und technischen Maschinen, die heute Leben retten. Wie kommt es aber, dass die Menschheit an sich nicht gesünder wurde? Wir mögen zwar älter werden, doch gesünder sind wir nicht. Für die Mehrheit unter uns sind Gebrechen und Krankheit mit zunehmendem Alter die Realität. Was nutzt diese Medizin also? Sie macht uns ja meist nicht gesund. Sie hält uns länger am Leben, sodass wir länger die Produkte konsumieren müssen, die uns da von Pharma und Co vor die Nase gesetzt werden. Häufig genug verlängern wir Leiden. Ich habe es in meinem eigenen Familienkreis erlebt. Da wurde über Jahre gestorben, weil die Medikamente einen frühen Tod verhindern konnten. Den Tod selbst haben sie allerdings nicht verhindert. Ich frage mich oft, ob die Lebensqualität während der Leidensverlängerung wirklich so wahnsinnig hoch war. Meine Lebensqualität leidet schon, wenn ich nur über einen kurzen Zeitraum irgendwelche Medikamente schlucken soll. Mir ist selten eines untergekommen, dass nicht irgendwelche Nebenwirkungen mit sich gebracht hat. Sind es nur leichte, wie Kopfschmerzen oder Übelkeit kann man kurzfristig ja damit leben, aber ich habe auch andere Erfahrungen gemacht. Da gab es einmal ein Schmerzmittel, das ich einnehmen sollte, dass bei mir so einen Lungendruck auslöste, dass ich dachte, ein Elefant säße auf mir. Oder das Antibiotikum, das dafür sorgte, dass mir die Mundhöhle mit Aphten zuwuchs. Oder ich bekam juckenden Ausschlag, war ständig müde und unkonzentriert, musste erbrechen und und und... Man stelle sich vor, sowas dauert über Jahre. Was ist das nur für ein seltsamer Zustand, dass wir Menschen so oft an einem Leben festhalten, dass so leidvoll ist. Wir schlucken Mittel um Mittel, willigen in eine Therapie nach der anderen ein, und, egal wie sehr wir leiden, wir machen weiter. Wir wollen Zeit gewinnen, noch einen Tag, eine Woche, einen Monat, egal wie viel, nur weiterleben. Auch wenn das ganze eigentlich nur noch Qual ist, möchten wir nicht gehen. Obwohl es doch nicht darauf ankommt, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben. Und selbst wenn ein Mensch sich dafür entscheiden möchte, das Leid, das er erfährt zu beenden, droht in vielen Fällen denen eine Strafe, die ihn dabei unterstützen. Sterbehilfe ist strafbar – es gäbe dabei ja so viele Unwägbarkeiten, eventuell möchte der Sterbende ja zu dem Zeitpunkt nicht mehr sterben, kann es aber nicht mehr mitteilen. Vielleicht kann dies ausgenutzt werden, um unliebsame Menschen einfach mal so aus dem Weg räumen zu können. Auch wenn ich diese Punkte verstehe, einen selbstbestimmten Umgang mit dem Leben und dem Tod halte ich für unerlässlich. Wir verweigern unseren Mitmenschen das, was wir Tieren so bereitwillig bieten, wenn sie leiden. Da hört man dann immer: „Ich hab meine Katze/meinen Hund/mein Meerschweinchen etc. einschläfern lassen. Das war nicht mehr schön. Also haben wir das Tier erlöst.“ Tiere erlösen wir, unsere Mitmenschen lassen wir leiden. Dabei können die meisten Menschen ihre Wünsche auch am Ende ihres Lebens durchaus noch äußern, während Tiere aufgrund mangelnder Kommunikationswege sie überhaupt nicht äußern können. Der Blick, den uns unser leidender Hund zuwirft, der so oft als Bitte zur Erlösung interpretiert wird, kann doch auch was ganz anderes heißen, z. B. : „Bitte hab mich lieb, kuschle mit mir. Ich brauche dich.“ Aber nein, wir interpretieren den Wunsch nach Erlösung vom Leid. Dabei sind wir es, die das Leid nicht ertragen. Das selbe Leid, das wir unseren Mitmenschen aufzwingen, selbst wenn sie klar und deutlich äußern, dass sie dies beenden wollen.
Ja, soweit sind wir in unserer Evolution gekommen. Ich bin stolz auf die Menschheit. Die Angst vor dem Tod hat uns nicht nur erfinderisch gemacht, sodass wir das Leben auf tausende von Arten verlängern können, koste es, was es wolle. Nein, wir haben den Tod aus unserem Denken verbannt. Wir wollen damit nichts zu tun haben. Daher separieren wir unsere Alten und Schwerkranken (ja, auch die jüngeren unter ihnen) vom Rest unseres Lebens. Wir konzentrieren sie an Orten, die nur für sie sind. Altenheime und Krankenhäuser, ja sogar Hospize haben wir dafür. Dort leben die von uns ausgeschlossenen Menschen, eingeschlossen, abgesondert, und manchmal sogar eingepfercht in Kastenanlagen mit kastenähnlichen Räumen. Wir lassen sie von anderen, uns fremden Menschen, pflegen, als ginge uns das alles nichts an. Zur Besuchszeit bringen wir Blumen und Kuchen mit und sind äußerst froh, wenn wir nach zwei oder drei Stunden die sterilen Gebäude mit ihren merkwürdigen Gerüchen verlassen können und die Eindrücke bis zum nächsten Besuch in den äußersten Windungen unserer Gehirne vergraben können. Ja, so gehen wir mit unseren Mitmenschen, mit unserer eigenen Familie um. Es mag Ausnahmen geben, aber ich glaube, es sind wenige. Warum ich das glaube? Nun, ich bin eine von ihnen. Auch ich habe Familienangehörige in Krankenhäusern, Altenheimen und Hospizen besucht. Auch ich war froh der Tristesse, die ich dort erlebte, über die auch ein noch so hübsch eingerichtetes Zimmer nicht hinwegtäuschen konnte, so schnell wie möglich wieder zu entfliehen. Und ich habe mich noch nicht einmal dafür geschämt. War ich selbst diejenige, die sich plötzlich in den 4 Wänden eines Krankenhauszimmer wiederfand, konnte ich spüren, dass meine Besucher dasselbe empfanden. Und auch ich kämpfte jedes Mal um eine Entlassung zum schnellstmöglichen Zeitpunkt. Zu schrecklich fühlt es sich an, isoliert zu werden vom Leben; Krankheit, Leid und Tod so nahe zu sein, dass man sie sehen, hören und riechen kann in jedem Winkel und nicht zuletzt an sich selbst.
Erst beim Verlassen dieser Einrichtungen spürt man den immensen Druck, der da auf einem lastete, dann wenn er nämlich nachlässt. Endlich kann der Körper entspannen, der Geist und die Seele wieder befreit aufatmen. Und es ist egal, welches dieser Häuser man betritt, die Erfahrung ist immer und überall gleich. Die gleichen Gänge mit den gleichen PVC – Böden, die gleichen Zimmerschnitte, die gleichen seltsam freundlich-leeren Gesichter der PflegerInnen und BetreuerInnen. Ich mache diesen Menschen keinen Vorwurf. Mir ist klar, dass die Bedingungen, denen das Pflegepersonal sich gegenüber sieht, es nicht zulässt, wahre Anteilnahme, Freundlichkeit, Lebens-Freude und Warmherzigkeit zu fühlen. Wie wir alle, sind auch sie im Überlebenskampf-Modus und der Beruf, den sie vielleicht einmal aus Überzeugung und Freude gewählt haben, ist einer lästigen Pflichterfüllung gewichen, weil man ja irgendwie seinen Lebensunterhalt sichern muss. Außerdem sind die zu Pflegenden nicht die eigene Familie. Warum also mehr investieren als der Job verlangt? Wäre man ja schön blöd. Danken tut es einem eh keiner. Die paar Alten und Kranken, die es tun, wiegen die negativen Erfahrungen nicht auf. Ich kenn das aus dem Bildungsbereich. Hier herrscht dasselbe Drama – zumindest ähnlich. Doch soll das an dieser Stelle ausgeblendet bleiben.
Lieber richte ich den Blick noch einmal auf unsere Fellfreunde mit dem guten Riechorgan. Auch für Hunde gibt es immerhin spezielle Einrichtungen. Und ob und inwieweit sich diese von denen für uns Menschen unterscheiden, das möchte ich hier durchaus beleuchten, soweit es mir möglich ist. Denn, wie auch für menschliche Siecheneinrichtungen, bin ich auch für jene unserer tierischen Freunde kein Experte. Ich spreche also ausdrücklich nur über meine Erlebnisse. Ich fange mal mit der Tierklinik an. Zum Glück habe ich bisher nur eine einzige von Innen sehen müssen. Das reicht aber auch schon, um zu hoffen, dass ich meinen Beagle nie wieder an einen solchen Ort bringen muss. Das Gebäude selbst sah zwar von außen etwas einladender aus als eine Klinik für Menschen, doch das Innere war eine entsetzliche Erfahrung. Der Boden war mit kalten Fliesen ausgelegt, die Stühle aus Plastik. Die Wände sind mir kahl in Erinnerung. Der Wartebereich, Eingangsbereich und die Anmeldung waren ein einziger Raum. Die Atmosphäre kalt und unpersönlich. Ich verstehe, dass ein roter Teppich etwas fehl am Platze wäre, immerhin saß nicht nur mein Hund an diesem Abend dort und übergab sich am laufenden Band. Aber dennoch – eine freundlichere Umgebung würde Mensch und Hund (oder welches Tier auch immer) gut tun. Jedenfalls wüsste man sich aufgehoben und umsorgt. Der Hund kann ja im Gegensatz zum Menschen nicht mitteilen, was ihm fehlt, ob und wo er Schmerzen hat. Als Begleitmensch ist man schon in Panik. Und das arme befellte Wesen ist es sicher auch. So sitzt man also da und wartet, während sich die Furcht im Herzen ausbreitet umso länger man warten muss. Ständig rennt eine Helferin oder Ärztin an einem vorbei. Hat der Hund mal wieder Blut gekotzt, bekommt man als Antwort einen Packen Papiertücher in die Hand gedrückt – kommentarlos. Ist man dann endlich dran, bringt man sein Tier in ein Behandlungszimmer. Die Leere in diesem großen Raum ist erschlagend und bedrückend. Ich habe in meinem ganzen Leben weder zuvor noch danach kein so steriles und leeres Zimmer gesehen. Irgendwo steht eine Liege aus Metall. Da wird das Tier dann hochgehievt. Der Fachmann befragt erstmal den Menschen nach den Symptomen, bevor das Tier überhaupt angeschaut wird. Dann beginnt die Untersuchung. Auf dem Tier wird rumgedrückt und gezogen und gezerrt. Wenn man Glück hat, heult das kranke Tier auf. Mein Beagle macht sowas eher nicht. Das führt dann mitunter dazu, dass die übelsten Mutmaßungen angestellt werden. Horrorszenarien werden in den Raum gestellt und im Geiste des Besitzers färbt sich die weiße Wand des Raumes schon rot vom Blut. Man sieht das Tier schon tot vor sich liegen. Verängstigt stimmt man jeglicher Behandlung zu. Und weil das Tier ja nicht sprechen kann, wird es zunächst unter das Röntgengerät gelegt und danach mit Spritzen malträtiert. Ist bis dahin keiner zusammengebrochen, kann man sein Haustier inklusive Medikamenten wieder mit nach Hause nehmen. Die ganze Prozedur hat mindestens 2 Stunden gedauert, wobei die Wartezeit etwa 1,5 Stunden in Anspruch nahm. Bevor man die Klinik verlässt, wird allerdings noch abgerechnet. Man fragt sich, was nun den Preis von 345 Euro rechtfertigt – das Rumdrücken, das Röntgen oder die Spritzen. Aber weil man so froh ist, dass man hier heil wieder rauskommt, bezahlt man schnell und atmet auf, wenn die Tür hinter einem zugefallen ist und man diese Erfahrung ins Unterbewusstsein schieben kann. Die Hoffnung, dass man da nie wieder hin muss bleibt einem natürlich für eine längere Zeit in Kopf und Herz gebrannt.
Dies sind nicht nur meine Erlebnisse, nein, das alles wurde mir von mehreren Hundebesitzern auch von anderen Kliniken bestätigt. Es scheint also allenthalben so oder so ähnlich abzulaufen. Einen großen Unterschied zwischen Tierklinik und Humanklinik scheint es also nicht zu geben. Außer natürlich das Tier ist wirklich tot krank. Da wird es dann sofort erlöst und eingeschläfert. Beim Menschen geht das natürlich nicht so schnell. Der wird erstmal noch an Maschinen angeschlossen und mit Medikamenten vollgepumpt, bis ihm diese oder die Krankheit oder seine Verletzung den erlösenden Garaus macht. Wenn man Glück hat, geht es schnell. Ich habe gehört, dass es auch in Tierkliniken Räume gibt, in denen Tiere stationär untergebracht werden. Immerhin gibt es auch hier Operationen und andere Behandlungen, die einer längeren Betreuung bedürfen. Hier soll es statt Betten Käfige geben, in denen die Tiere dann eingesperrt werden. Ich kann nicht sagen, wie viele Käfige in so einem Raum sind, wie bequem sie ausgestattet sind und inwieweit sie sich dort selbst überlassen sind. Es wäre vermessen, mich dazu äußern zu wollen. Schön stelle ich es mir allerdings nicht vor. Und die armen Fellnasen können sich noch nicht mal verbal beschweren. Rasten sie aus, gibt es ganz sicher etwas zur Beruhigung. Da machen wir ja auch mit Menschen eher kurzen Prozess. Mein Fazit an dieser Stelle: Egal ob Mensch oder Tier – eine Ottonormal-Klinik in ihrer heutigen Form ist jedem Lebewesen wohl eher nicht besonders zuträglich.
Wie sieht es nun mit Heimen aus? Auch für unsere Fellfreunde gibt es sie. Was für uns Alten-, Behinderten- und Kinderheime sind, sind Tierheime und Auffangstationen für unsere Tiere. Auffangstationen sind jene Orte, an denen Tiere kommen, die von der Straße aufgelesen werden oder aus einem Zuhause gerettet werden müssen, in dem sie gequält und misshandelt wurden. Ich nehme an, dass es hier große Unterschiede gibt und es schwer davon abhängt, welch Geisteshaltung die Menschen haben, die dort arbeiten. Ich glaube allerdings, dass die meisten Menschen dort ein wirklich großes Herz haben und sich um die Tiere wirklich kümmern, weil es ihnen wichtig ist, nicht weil es dort so viel Geld zu verdienen gibt. Und wahre Wärme, Sorge und Liebe wiegt jede nicht so ideale Umgebung auf. Ich hoffe, dass ich damit richtig liege. Was mich nun zu den Tierheimen bringt. Ich habe schon einige gesehen. Keines davon hat mich wirklich überzeugt, jedoch weiß ich, dass auch diese oft von Spendengeldern und freiwilligen Helfern abhängen. Je nach dem, was an Unterstützung möglich ist, wird es hier Unterschiede geben, die ich nicht kenne. Also kann ich nur über das berichten, was ich selbst gesehen habe. Die schrecklichsten Heime, die ich von Innen gesehen habe bestanden aus riesigen Steinräumen (zum Teil gefliest, aber auch nackter Beton oder E-Strich). Diese Räume waren durch Gitter in Zellen abgetrennt. In diesen Zellen befanden sich die Tiere. Manchmal war eine Zelle leer, manchmal befanden sich in einer Zelle auch zwei oder mehr Tiere. Manche Tiere waren auch allein. Unverträglich mit anderen heißt das dann für den interessierten zukünftigen Besitzer. Für das Tier häufig eine Verurteilung zum Langzeitinsassen, da es damit schwer vermittelbar ist. Betritt man solch einen Raum, weht einem schon der Geruch von Fäkalien, Futter und oft genug ungepflegtem Fell entgegen. Man stelle sich vor, wie ein Hund so eine Umgebung wahrnehmen muss, sensibel wie seine Nase ist. Ob sie es toll finden? Würde es dieses laute Gebell geben, wenn in diesen Räumen mit ihren Käfigen alles so super wäre? Manchmal ist es ohrenbetäubend. Aus vielen Käfigen dröhnt Gekläffe, Geheule, Fiepen und Jammern. In manchen bleibt es still – nicht weil sie leer wären, nein, es gibt auch die stillen, verängstigten Kandidaten, die zusammengekauert in einer Ecke liegen und kaum zu atmen wagen. Die besseren Tierheime haben zumindest versucht, ihre Käfige gemütlich einzurichten. Hübsche Körbchen, Decken oder sogar Bettchen und allerlei Spielzeug liegt herum. Aber so wie auch ein hübsch eingerichtetes Altenheimzimmer oft über Einsamkeit und Leid nicht hinwegtäuschen kann, können auch diese Käfige den Gefängnischarakter nicht übertünchen. Noch nicht einmal eine Gefängniszelle für Langzeitinsassen ist so traurig, unpersönlich und unwürdig. Ich habe solche selbst gesehen. Das ist über 30 Jahre her und ich nehme an, der Standard ist eher besser als schlechter geworden. Unsere Langzeitinsassen in Tierheimen leben wahrscheinlich schlechter als ein Betrunkener, der in einer Polizeistation die Nacht in der Ausnüchterungszelle verbringt. Ich bin dankbar für jeden Freiwilligen, der in unseren Tierheimen sich um die Tiere mitkümmert, häufig genug ohne Bezahlung, einfach nur so, weil es ein Anliegen ist, für diese tierischen Seelen da zu sein, mit ihnen zu spielen, ihnen ein Stückchen Menschlichkeit und Liebe zu zeigen. Ich liebe es, wenn einer meiner Freunde mir die Fotos seiner Schützlinge zeigt, und wie sie aufblühen, wenn es raus aus dem Käfig und rein in die Natur geht. Und ich freue mich über jeden Hund, von dem ich höre, dass er vermittelt wurde und nun ein Zuhause gefunden hat. Auch wenn ich keinen dieser Hunde je persönlich kennengelernt habe. Ich wünsche keinem Tier, dass es in einem Tierheim landet, sowie ich es keinem alten Menschen wünsche, in einem Altenheim zu landen.
Wie sehr wünschte ich mir, dass wir wieder als Großfamilien zusammenlebten. Mit vielen Tieren inklusive. Wir hätten uns so viel gegenseitig zu geben. Wir könnten uns so sehr bereichern. Als Mensch und Tier im gegenseitigen Kontakt. Jeder hätte seinen Platz an dem er oder sie geachtet und geliebt wäre. Das Außen würde das Innen wiederspiegeln. Keinem ginge es um Geld und Leben wäre nicht länger nackte Existenz, sondern wirkliches Leben – lebenswert und liebevoll begleitet bis zum letzten Atemzug.
Was haben wir also verloren durch die Evolution? Haben wir wirklich das Tierische abgelegt und Menschlichkeit gewonnen? Ich bin mir nicht sicher. Vergleiche ich das Leben von Wildtieren mit unserem, komme ich so oft zum Schluss, dass Tiere mit Ihresgleichen auf allen Ebenen menschlicher agieren, als wir Menschen untereinander. Sicher ist die Natur oft rau und unerbittlich. Da herrscht ein Fressen oder Gefressen werden. Uns scheint das brutal und unfair. Und doch befindet sich die Natur im Gleichgewicht. Ein ständiges Werden und Vergehen, dem alles in Demut begegnet. Nur der Mensch, der sich in Jahren des evolutionären Fortschritts davon abgekoppelt hat, maßt sich an, besser zu sein. Aus Demut wurde Hochmut. Und nun schaut, wohin uns dies gebracht hat. Die Natur ist aus dem Gleichgewicht, zu großen Teilen von Zerstörung bedroht. Ein System, das über Jahrmillionen funktioniert hat, wurde in kurzer Zeit völlig aus den Angeln gehoben von einem Wesen, das beseelt sich fühlt, die Ehrfurcht vor der Schöpfung, ihrer Größe und Schönheit verloren hat. Menschlich nennen wir uns und führen uns doch auf wie die gierigste Bestie, die alles verschlingt, das ihr unvorsichtig vor die Füße rennt. Und es ist uns auch noch egal, denn wir können ja alles neu machen. Wir wissen ja, wie alles funktioniert, haben alles verstanden und kennen den Bauplan der Natur. Was wir bereits zerstört haben, können wir ja künstlich nachahmen. Wenn das nicht mehr geht, tut es auch Plastik. Hauptsache es sieht schön aus. Wir armen minderbemittelten Wesen, die versuchen Gott zu spielen und dabei immer noch nicht verstanden haben, was die Welt im Innersten zusammen hält. Im nächsten Leben werde ich Hund. Beagle am liebsten. Wenn das nicht geht, dann zumindest eine Katze. Oder Regenwurm. Oder doch lieber wieder ein Mensch, diesmal aber beseelt mit Menschlichkeit, Achtung und Liebe zu allem Lebendigen.
In other cultures, elders remain with the family, which takes care of them. Consider Japan. Of course beware the generalization as there are those who don't. However on the whole it is understood that the aging parents stay with the family of first son. There is a nice change of care giving: the elders who formerly cared for the children, are now cared for. The relationships are maintained. (This extends further. There is a place in the home where urns and pictures of passed ancestors are kept and remembered, through daily acknowledgements and brief prayers, as part of the family home.) I'm sorry if I missed some of your points as I had to use a translator that could only take a few sentences at a time, so I could also not get all the way through.